Im Lintorfer Verschönerungsverein hat das Wandern seit vielen Jahrzehnten einen hohen Stellenwert. Monatliche Halb- und Ganztagswanderungen mit Einkehr wurden ergänzt durch Wochenendwanderungen, begonnen unter der Regie von Heinz Janköster und Günter Depker, später fortgesetzt von Horst Stockhaus und Wolfgang Hamker, danach von Werner Beckmann. Auf der Homepage des Vereins dazu ein Beitrag über die Philosophie des Wanderns von Horst Stockhaus.
Nachstehend Berichte über besondere Wanderungen und Begebenheiten gemäß einem Credo von Johann Wolfgang von Goethe.
„Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“
Wattwanderungen
Mit der ersten Wattwanderung von Neßmersiel nach Baltrum betrat der Verschönerungsverein Neuland. Kurz nach dem Start musste ein mit Schlick gefüllter Priel überwunden werden. Alle Beteiligten sackten je nach Gewicht ein und konnten mit gegenseitiger Hilfe und die des Wattführers befreit werden, dabei gingen einige Turnschuhe verloren. Ein Ehepaar hatte wohl mehr an einen Sonntagsausflug gedacht und war unpassend gekleidet. Der Mann trug einen schicken hellen Anzug und die Frau hatte ein weißes Outfit gewählt. Es bleibt dem Chronisten vorbehalten sich vorzustellen wie die beiden nach Ankunft auf Baltrum aussahen. Bei einer Wattwanderung von Cuxhaven zur Insel Neuwerk suhlten sich zwei Jungen in einem Wasserloch. Auf die Frage was macht ihr da, antworteten sie: Wir spielen Wasserschwein.
Wochenendwanderungen
Die Wochenendwanderungen über drei bis vier Tage wurden vor gut vierzig Jahren erstmals angeboten. Zunächst erfolgte die An- und Abreise per Privat -PKW. Das Interesse war so groß, dass schon bald ein Bus eingesetzt werden musste. Viele Familien mit Kindern nahmen daran teil.
Den Höhepunkt der Teilnehmerzahl erreichte die Wanderreise nach Worbis im Eichsfeld in Thüringen. 95 Anmeldungen lagen vor und es musste ein zweiter Bus eingesetzt werden. Das Hotel war von den Lintorfern voll in Beschlag genommen.
Deutsche Wandertage
An den jährlich wechselnden Zielgebieten des Deutschen Wandertages beteiligte sich eine konstante Gruppe und erhielt jeweils Wimpelbänder, die den Vereinsständer zieren.
Ein Höhepunkt war immer der große Festumzug mit Wanderinnen und Wanderern aus allen deutschen Wandergebieten.
Wochenwanderungen
Zwölf Wochenwanderungen durch die schönsten Gegenden Deutschlands hinterließen unvergessliche Eindrücke. Die Gesamtstrecken verteilt auf 5 bis 6 Tagesetappen bewegten sich zwischen 90 und 120 km. Insgesamt wurden Ca. 1400 km unter die Sohlen genommen.
Nach Erreichen des Tageszieles war es üblich, sich zunächst einmal bei einem oder mehreren Bieren oder anderen Getränken im Biergarten oder Lokal nieder zu lassen und den Tag Revue passieren zu lassen. Eine Mitwanderin hat noch im fortgeschrittenen Alter erfahren, dass Bier auch ein guter Durstlöscher sei kann.
Nachstehend einige besondere Erlebnisse
Die Hotels im Tharandter Wald, unterhalb von Dresden, hatten eigenartige Namen wie Sumpfmühle, Erblehngericht und Wildschütz. Die Wanderer erwarteten im Wildschütz ein historisches Hotel. Der Pächter aus Berlin wollte kurz nach der Wende internationales Flair den Gästen bieten. Die Zimmer waren asiatisch ausgestattet (Chinesisch, Japanisch und Thailändisch).
Die Unterbringung bei der Wanderwoche im Saarland (Saarschleife) erfolgte im Hotel und im Gästehaus gegenüber auf der anderen Straßenseite. Die Koffer wurden von einem Mitarbeiter ins Gästehaus gebracht, der auch ein Trinkgeld erhielt. Zum Abendessen wurde den Wanderern überraschend eine Runde hochprozentiges serviert. Der Kellner sagte, die Runde geht aufs Haus für das Trinkgeld, das der Kofferträger bekommen hat. Ich bin der Hotelbesitzer und Chefkoch und habe die Koffer ins Gästehaus gebracht.
Die Anfahrt zur Wanderwoche auf dem Donauhöhenweg von Passau nach Linz bei der Anreise war von bestem Wetter geprägt. Am ersten Wandertag jedoch regnete es nicht, es schüttete wie aus Kübeln. Mittags wurde eine Scheune für die Einnahme der Wegzehrung aufgesucht. Die Bäuerin kam aus dem Haus und bat die Wandergruppe ins Haus zu kommen. Sie führte uns in die beste Wohnstube und wir konnten unsere völlig durchnässten Wanderklamotten trocknen. Obendrein spendierte sie eine Runde Obstler. Zur Stimmungsaufhellung blieb es nicht bei der spendierten Runde. Frohgestimmt konnte dann die Etappe bei zunehmender Wetterbesserung fortgesetzt werden und alle waren von der Gastfreundschaft sehr angetan.
Die vierte Etappe begann im Mühlviertel. Nach dem Abendessen wurde gemunkelt, dass ein Virus im Umlauf wäre und bereits Kindergärten und Schulen geschlossen wurden.
Am anderen Morgen kam ein Wanderer nicht zum Frühstück und ein zweiter klagte über Übelkeit. Beide hatten erhebliche Magen/Darmprobleme. Die Wandergruppe machte sich auf den Weg zum Tagesziel. Unterwegs erwischte weitere Wanderer das Übel und es ging fast nichts mehr. Die Wanderung wurde abgebrochen und das Tagesziel per Schiff angesteuert. Der Weg vom Schiffsanleger zum Hotel war äußerst beschwerlich und das zur Halbpension gehörende Abendessen konnte nur noch von wenigen Aktiven eingenommen werden, alle anderen lagen flach. Geschwächt folgte am anderen Morgen die letzte Etappe zum Ziel Linz. Es folgte eine recht freudlose Schiffsrückfahrt nach Passau.
Es gäbe noch über viele weitere Erlebnisse zu berichten.
Alle Wochenwanderungen sind in zwei Fotobüchern festgehalten.
Ziele waren:
1997 Die Oberpfalz – 1998 Das Vogtland – 1999 Der Steigerwald – 2000 Der Tharandter Wald 2001 Die Saarschleife – 2002 Der Donau Höhenweg – 2003 Die Oberlausitz –
2004 Die Bergstraße/Odenwald – 2005 Rund um die Müritz – 2006 Der Moselhöhenweg – 2007 über die Schwäbische Alp – 2008 Das Liebliche Tauberta – 2009 Romantisches Franken – 2010 Die Fränkische Schweiz
Nach 2010 wurde die Tradition der Wochenwanderungen weitergeführt. Unter der Regie von Werner Beckmann und Volker Nolte wurden die Herausforderungen größer. Es folgten mehrere Hochgebirgswanderungen sowie Wanderungen auf Mallorca, Madeira und Kreta.